Montag, 17. August 2015

17.08.15 - "BACK IN GERMANY"

Seit Freitagmorgen (um 7:00Uhr) habe ich also wieder deutschen Boden unter den Füßen!
In Empfang wurde ich von meiner Familie, Tante, Onkel und Cousine genommen. Logischerweise war die Wiedersehensfreude riesig und selbst ein paar Tränchen hatte ich in den Augen. Einfach toll die vertrauten Menschen nach solch langer Zeit in die Arme zu schließen!! Wie sehr habe ich mich doch manchmal in Malawi danach gesehnt.

An sich ist alles so wie vor einem Jahr. Kassel hat sich nicht wirklich verändert und das Wetter ist zur Zeit kühl und regnerisch – also wie gesagt, alles beim „alten“.
Gestern hat eine ältere Dame gesagt: „Die Seele läuft zu Fuß“ und damit hat sie ziemlich recht. Meine Seele ist vielleicht gerade irgendwo im Norden Afrikas, aber definitiv noch nicht in Europa.
Mein jetziger „Gefühlszustand“ ist schwierig zu beschreiben. Auf der einen Seite die Freude zurück zu sein und den ehemaligen Luxus zu genießen, auf der anderen Seite muss ich darauf auch erst mal „klar kommen“. Ich werde mir noch mal auf ganz neue Weise bewusst, was ich vor meiner Zeit in Malawi, für ein Leben im Überfluss geführt habe. Man hat einfach so unglaublich viel Zeug!

Was für mich auch nicht gerade einfach ist, dass sich Familie und Freunde gar nicht wirklich vorstellen können, wie ich in Malawi gelebt habe und warum es mir nicht ganz einfach fällt, direkt wieder in Deutschland anzukommen. Ich bin definitiv froh zurück zu sein und genieße es, aber ein Jahr Aufenthalt im Ausland kann eine Person sehr prägen. Ich glaube ich muss mich erst mal „neu orientieren“ und meinen Platz „wiederfinden“. Das wird sicherlich seine Zeit brauchen…

Ich verabschiede mich, denke mit einem Lächeln an das warme Herz Afrikas (Malawi) zurück und freue mich auf eine neue und sicherlich gute Zeit!

Liebste Grüße,
Carlotta

Montag, 3. August 2015

Bilder #9

Liwonde National Park
Cape Maclear
die Weltkarte in der Bücherei ist endlich fertig
meine Schülerinnen

Dienstag, 7. Juli 2015

06.07.15 - "Die letzte Zeit in Chilumba"

Es ist verrückt, dass ich in weniger als zwei Wochen (am 15. Juli) Chilumba verlassen werde. Realisieren kann ich es noch nicht wirklich... Ich habe hier in Chilumba so etwas wie eine neue Heimat gefunden und mich innerhalb von 11 Monaten, an ein komplett neues Leben gewöhnt, das mir ganz am Anfang doch so seltsam und fremd vorkam. Das nun alles zurücklassen zu müssen ist nicht einfach. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Tage, wo ich am liebsten direkt wieder Heim geflogen wäre und mich ernsthaft gefragt habe, wie man so beknackt sein kann, um solch einen Freiwilligendienst zu machen.
Inzwischen hat sich meine Meinung dazu etwas geändert und ich bin für meine bisherige Zeit unfassbar dankbar. Ich habe so viel erleben und sehen dürfen, was sich mit ein paar Fotos und Blogeinträgen gar nicht ausdrücken lässt! Die Erfahrung, eine neue Kultur kennenzulernen ist wirklich einmalig und hat mich persönlich in vielerlei Hinsicht geprägt. Ob ich nun „erwachsener“ geworden bin, sei mal dahingestellt. Sollte einer von Euch also noch die Möglichkeit haben, solch einen Freiwilligendienst zu machen, würde ich auf alle Fälle dazu raten. Meiner Meinung nach ist es keine verschwendete Zeit, wie manche sagen.
Ich wünsche mir aber auch, dass ich meinen Freunden, Schüler und Bekanntschaften in Malawi etwas auf den Weg mitgeben konnte. Das ich ihnen in schwierigen Situationen helfen konnte, ihnen eine gute Freundin war und das Bild des „Mzungu“ (so nennt man die Weißen) „verbessern“ konnte.
So traurig es mich auch macht Chilumba, mit all den wunderbaren Menschen und Erinnerungen, verlassen zu müssen, muss ich dennoch sagen, dass ein Jahr jetzt genug ist. Noch länger bleiben, könnte ich mir vorerst persönlich nicht vorstellen (Wiederkommen werde ich aber definitiv!!). Es sind verschiedene Gründe. Der Hauptgrund zum einen, dass ich mich danach sehne, Zeit mit meiner verrückten Familie zu verbringen und viele meiner Freunde unbedingt sehen möchte! Der andere Grund ist aber auch, dass ich wieder mehr zu tun brauche. Ein bisschen Stress kann schließlich auch etwas Schönes sein. Das habe ich in Malawi nicht wirklich und merke, wie faul ich doch manchmal bin. Genossen habe ich die viele freie Zeit definitiv, war in meinem gesamten Leben noch nie so entspannt und werde mich in Deutschland wahrscheinlich danach sehnen. Momentan möchte ich aber lieber ein bisschen Stress haben...

Abschließend lässt sich sagen, dass ich versuche die letzten Tage nochmal in vollen Zügen zu genießen und möglichst viel Zeit mit meinen Mitmenschen verbringen werde. Das mein Jahr am „anderen Ende der Welt“ jedoch bald vorbei sein wird, werde ich wahrscheinlich erst beim Abschied realisieren. In meinem Kopf ist es jedenfalls noch nicht „angekommen“. All zu viel möchte man sowieso nicht daran denken...

Meine Pläne nach Chilumba: Nachdem ich meine Mitfreiwillige Carmen am 21. Juli zum Flughafen begleitet habe, werde ich noch etwas in Malawi herumreisen. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit für ein paar Tage nach „Likoma Island“ gehen - eine Insel mitten im Malawisee. Alles andere wird sich noch ergeben. Mein Papa macht sich schon Sorgen, dass ich am Ende alleine durch die Gegend reise. Darauf wird es aber höchstwahrscheinlich nicht hinauslaufen...

Dieser Blogeintrag wird einer meiner letzten sein. Ich denke, dass ich ganz am Ende noch einen schreiben werde und vielleicht, wenn ich wieder in Deutschland bin. Wird sicherlich am Anfang eine riesige Umstellung sein, sich an den ganzen Luxus und das alte Leben zu gewöhnen.
Werde übrigens etwa ein halbes Jahr zu Hause bei Papa und Lennart wohnen und zum Frühlingssemester mit dem Studium beginnen.

Also bis bald in Deutschland – ich freue mich auf Euch!
<3 <3 <3

Montag, 15. Juni 2015

15.06.15 - „Interview mit Kondwani“

Vor längerer Zeit (etwa Januar) hatte ich ein Interview mit meinem Kumpel Cliffi geführt und darüber einen Blogeintrag verfasst. Dabei bin ich auf positive Resonanz gestoßen und ein paar Leute meinten zu mir, dass ich doch mehr solcher Interviews führen könnte. Gesagt getan, wenn auch minimal später als geplant.

Für mein diesmaliges Interview habe ich mir Kondwani Kumwenda ausgesucht. Am Anfang meiner Zeit in Malawi hat er direkt neben unserem Haus gewohnt, von daher haben wir viel Zeit zusammen verbracht. Aus gewissen Gründen musste er dort jedoch ausziehen. Was ein Glück wohnt er aber auch jetzt nicht all zu weit weg und von daher sieht man sich noch regelmäßig. Außerdem ist er ein Schüler an der Tawuka School und besucht derzeit die Form 2.
Sein Name „Kondwani“ stammt übrigens aus der Sprache Chitumbuka und bedeutet übersetzt „glücklich“, was ziemlich auf seinen Charakter zutrifft.
Am gestrigen Sonntagnachmittag, wo meistens nicht all zu viel zu tun ist, haben wir uns hinter das Haus auf eine Matte gesetzt und das Interview geführt.
Das Interview begann natürlich ganz klassisch mit Name, Alter, Geburtsort etc. Den Namen wisst ihr nun ja schon, Alter: wird im Dezember 18, Geburtsort: Rumphi (auch im Norden Malawis, jedoch südlicher als Chilumba und weit vom See entfernt.).
Seine Mutter heißt Theresa Luhanga, hat keine Anstellung, arbeitet dafür zu Hause als Hausfrau.
Sein Vater heißt Manwiek Kumwenda und hat in irgendeinem Gremium gearbeitet – ganz habe ich es auch nicht verstanden. Genau am Tag unseres Interviews (31.05.) ist aber wohl der Arbeitsvertrag abgelaufen und der Vater ist am überlegen nach Sambia zu gehen. All zu viel wusste Kondwani zu den Plänen von ihm jedoch auch nicht.
Zu dem Vater lässt sich noch sagen, dass er mit zwei Frauen verheiratet ist. In Malawi ist Polygamie nichts unübliches und somit auch nicht illegal. Insgesamt hat der Herr acht Kinder und wohnt mit der jüngeren Frau zusammen.
Kondwanis Mutter ist die Ältere von den Beiden und hat drei Söhne. Der Jüngste heißt Tsopani Kumwenda (11 Jahre alt), dann kommt Kondwani selber und der Älteste ist Zakalia Kumwenda (21 Jahre alt).


Bei dem Thema Polygamie fand ich es total interessant seine Meinung dazu zu hören und habe ihn gefragt: „Wie findest du es, dass dein Vater zwei Frauen hat?“
Direkt kam als Antwort: „Nein, dass mag ich nicht. Es ist schwierig sich um beide zu kümmern. Mit zwei Frauen kann es keinen Frieden in der Familie geben. Es gibt einfach zu viele Streitigkeiten.“
Seit er in Standard 3 ist (etwa sieben Jahre her) wohnt sein Vater nicht mehr bei ihnen. Er kümmert sich wohl grundsätzlich viel mehr um die jüngere Frau. „Bist du sauer auf deinen Papa?“. Seine Reaktion: „Ja, aber es interessiert ihn nicht wirklich. Ich habe es ihm auch noch nie erzählt, aber an meinem Verhalten ihm gegenüber kann man es spüren.“
Was ich bei solchen Interviews mit Jugendlichen in Malawi sehr spannend/interessant finde, wie es wäre, wenn man diese Fragen einem Jugendlichen in Deutschland stellen würde. Wären die Antworten erstaunlich ähnlich oder komplett anders. Diesen Gedanken kann man sich beim Lesen ja mal im Hinterkopf behalten.


Ich: „Was ist dein Ziel/Traum für die Zukunft?“
Er: „Ich möchte Journalist werden, aber vorher in Blantyre studieren. In der Schule bin ich gut in English Grammar, außerdem mag ich Geschichte. Sollte es mit Journalismus nichts werden, lerne ich etwas Richtung Jura in Malawi.“

 
Ich: „Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre das?“
Würde mir jemand diese Frage persönlich stellen müsste ich sehr lange nachdenken. Die ersten Ideen wären wahrscheinlich so etwas wie Weltfriede, keine Krankheiten mehr, Gerechtigkeit für alle etc.
Bei ihm kam die Antwort jedoch ohne großes Überlegen: „Genug Geld für meine Schulgebühren!“

 
Carmen und ich haben uns beide dazu entschieden nach unserer Zeit in Malawi selber einen Schüler bezüglich der Schulgebühren zu unterstützen. Carmen hat sich meinen diesmaligen Interviewpartner Kondwani ausgesucht. Aus diesem Grund stellte ich ihm diese Frage: Wie ist es für dich, dass Carmen dich unterstützt?“
Er: „Es macht mich glücklich, ich bin dankbar und froh, dass ich keine Sorgen mehr um die Schulgebühren habe!“


Nun kam eine komplett andere, meines Erachtens nach aber sehr interessante, Frage.
Ich: „Was denkst du über Deutschland?“
Er: „Ich denke, dass dieses Land im Vergleich zu Malawi ein sehr reiches Land ist. Außerdem ist die Technologie sehr hoch und die Leute sind nicht arm.“
 

Ich: „Und was denkst du über die Leute in Deutschland?“
Zu meinem Erstaunen fiel ihm die Frage scheinbar schwer und er musste lange nachdenken. Dafür war seine Antwort am Ende aber umso lustiger:

„Sie sind größer als Malawier.“ 
Über diese Antwort musste er selber lachen. Er fügte aber noch hinzu, dass er glaubt, dass Leute in Deutschland gut entwickelt und gebildet sind.

Ich: „Nenne mir drei Dinge die du an Malawi wirklich liebst.“
Er: „1. Es ist ein friedliches Land und ich habe das Gefühl in Frieden leben zu können. 2. Es gibt genug Land zum Anbauen von Nahrung. Platz ist kein Problem. 3. Ich liebe Malawi, weil ich Malawier bin.“

 
Ich: „Und nun drei Dinge die du an Malawi nicht magst.“
Er: „1. Die Leute in Malawi sind sehr arm und nur wenige gut gebildet. 2. Die Bildung ist nicht gut. Es gibt nicht genug Schulen. Weder Primary noch Secondary Schools – die Wege sind oftmals viel zu weit. 3. In vielen Jahren gibt es nicht genug Essen für die Leute.“

 
Über seinen letzten genannten Punkt wollte ich gerne mehr wissen, weil ich es total interessant fand mehr darüber zu erfahren. Solche Situationen, dass es nicht genug zu Essen gab, hat er wohl schon öfter miterlebt. Diese Phasen sind wohl sehr taff und es ist ein schlimmes Problem. Er hat wohl sogar miterlebt, dass Leute vor Hunger gestorben sind. Außerdem fangen die Leute vor Not an zu stehlen und es gibt keinen Frieden. Die Regierung unterstützt die Leute nur zu einem kleinen Bruchteil. Ich fand es erstaunlich wie neutral er darüber gesprochen hat. Ich habe persönlich was ein Glück noch nie Hunger leiden müssen und ich glaube, dass es heutzutage kaum noch Menschen in Deutschland gibt die ernsthaft hungern, geschweige denn vor Hunger sterben...


Ich: „Was wirst du am meisten vermissen, wenn Carmen und ich nicht mehr da sind?“
Er: „Ich werde eure große Unterstützung vermissen. Ihr unterstützt uns in vielen Dingen, z.B. wenn gerade nicht genug Geld für Essen da ist. Außerdem werde ich keine Freunde zum chatten (quatschen) mehr haben. Ebenso werden wir die deutschen Tänze verlernen, die du versucht hast uns beizubringen. Da gibt es aber noch vieles mehr...“

 
Ich: „Irgendetwas was du an die Leute in Deutschland noch sagen möchtest?“
Er: „Du musst sie in Chitumbuka mit 'Monire mose.' begrüßen.“ Übersetzt heißt das „Hallo alle zusammen.“. Außerdem hat er noch hinzugefügt: „Wenn sie wollen, dürfen sie gerne malawische Kinder unterstützen, aber auch die Alten. Zum Beispiel mit Geld für genug Kleidung, Bücher und die Möglichkeit in die Schule gehen zu können.“

 
Das Erstaunliche an diesem Interview war, dass ich vorher gar nicht wusste, dass Kondwani schon so vieles miterlebt hat. Ich wusste, dass es in seiner Familie nicht ganz einfach ist und es somit ganz oft Probleme bei den Schulgebühren gibt, aber das mit den Hungersnöten hat mich doch sehr mitgenommen.
Kondwani hat mir am Ende erzählt, dass ein großes Problem vor allem darin liegt, dass die Düngemittel viel zu teuer sind und es sich die meisten Leute auf dem Land nicht leisten können. Dadurch sind die Maiskolben viel kleiner und von kleinen Tierchen angegriffen. Außerdem spürt man wohl den Klimawandel und die Regenfälle kommen viel später als gewohnt, somit verschiebt sich von der Ernte her alles.
Speziell in der Region Chilumba wo ich wohne, gibt es solche Probleme wohl kaum. Die Leute haben hier das Glück das ganze Jahr über Mais oder Cassava (Maniok) zu haben. Die Maissaison geht von etwa Februar bis Anfang Juni (Regensaison in Malawi), was die Leute das ganze Jahr über mit Maismehl für den Nsima (Hauptnahrungsmittel Malawis) versorgt. Fällt die Ernte schlecht aus gibt es immer noch den Cassava, der vor allem trockenes und heißes Wetter bevorzugt. Ist also nicht genug Regen für den Mais da, gedeiht der Cassava ohne Probleme, der außerdem keine Düngemittel benötigt. Durch einen längeren und weitaus aufwendigeren Prozess kann jedoch auch daraus Mehl für Nsima „gewonnen“ werden. Cassava wächst wohl aber nicht. Ich habe versucht zu verstehen, warum Cassava nicht einfach in allen Teilen Malawis gepflanzt wird. Ein Grund liegt darin, dass er nicht überall angepflanzt werden kann und es auch mit kulturellen Traditionen zusammenhängt, dass es einfach nicht üblich ist.


Das Gespräch mit meinem Kumpel Kondwani hat mich sehr zum Denken angeregt, Euch ja vielleicht auch. Diese Woche musste ich mich von ihm verabschieden, weil er schon in sein Heimatdorf gefahren ist. Der Abschied war wirklich sehr traurig, weil er einer meiner besten Freunde in Malawi war/ist und ich ihn sehr ins Herz geschlossen habe. Ich hoffe, dass ich ihn irgendwann nochmal in diesem Leben wiedertreffen kann, dass würde ich mir sehr wünschen!


Kurze Erläuterung zu ein paar Begriffen:
–    Grundschule nennt man „Primary School“ und dauert in Malawi acht Jahre. Ein Schulkind geht also von Standard 1 bis Standard 8 zur Schule.
–    Sekundarschule heißt „Secondary School“ und geht hier vier Jahre lang. Man sagt auch von Form 1 bis Form 4. Danach besteht die Möglichkeit ein College oder eine Universität zu besuchen.

Montag, 8. Juni 2015

Bilder #8

Im Haus unseres Direktors- muss alles mit der Hand geschaelt werden
meine Nachbarjungs

31.05.15 - „Baumschule adé“

In den vorherigen Blogeinträgen habe ich fast nur über positive Erlebnisse und Eindrücke berichtet (außer vielleicht meine Malaria und ein paar andere komische Krankheiten). Jetzt gibt es jedoch auch mal eine nicht ganz so coole Neuigkeit: Die Baumschule und somit auch das wirklich schöne Projekt existiert nicht mehr! Die Situation ist wirklich sehr eigenartig und auch Carmen und ich können es nicht so recht verstehen.
Fangen wir jedoch von vorne an:

Das Letzte Mal haben wir etwas von Keltone Mkandawire (so hieß der Leiter des Projekts) in den Osterferien gehört, als wir selber auf Reisen waren. Seit dem hatten wir gar keinen Kontakt mehr zu ihm. Wir können ihn weder auf dem Handy erreichen, noch hat er uns eine Nachricht zukommen lassen. Auch ein Kumpel von ihm hat sich schon bei uns gemeldet, weil Keltone noch wichtige Sachen, wie einen Laptop und ein Arbeitsdokument, von ihm hat. Kürzlich waren wir bei Keltones Haus, um uns selber ein Bild von der Lage zu verschaffen. Wo vorher unsere kleine umzäunte Baumschule stand, ist jetzt ein umgegrabenes Kartoffelfeld. Nichts von dem Alten ist mehr über.... Auch die Nachbarn meinten, dass er vor etwa zwei Monaten mit seiner Familie weggefahren ist - wohin, dass weiß leider keiner so genau.
Die Situation ist echt enttäuschend, weil wir viel Potenzial in der Baumschule gesehen haben. Schließlich standen wir kurz davor eine NGO zu werden und es gab schon Organisationen wie „USAID“, die bereit gewesen wären uns finanziell zu unterstützen. Es geht Carmen und mir nicht zwangsläufig um das Geld, welches wir persönlich investiert haben, sondern vor allem um die Zeit und das Vertrauen gegenüber Keltone.
Seit Malawi bin ich grundsätzlich gegenüber Leuten misstrauischer geworden. Das Problem ist leider oftmals, dass die Mitmenschen vor allem als erstes deine Hautfarbe sehen und nicht zwangsläufig deinen Charakter. Weiße Haut bedeutet in der Regel= viel Geld, reich. Sonderlich übel kann man es ihnen jedoch nicht nehmen. Die meisten Weißen die sie kennen sind Touristen, welche in großen Autos das Land durchqueren und um einiges wohlhabender als sie selber erscheinen. Nur wenige Malawier könnten sich selber so etwas leisten. Das es Armut in Europa gibt, können sie sich gar nicht vorstellen. Die Frage ist dabei, woher auch?
Nochmal zurück zu Keltone und das „Problem“ mit der Hautfarbe. In solchen Situationen ist es nicht immer ganz einfach zu erkennen wer wirklich dein Freund sein möchte. Mit Keltone war es ähnlich. Er war derjenige der auf Carmen und mich zugekommen ist und uns um Hilfe bzw. Unterstützung gefragt hat. Wir waren am Anfang etwas „vorsichtig“, wollten uns erst Mal alles genau angucken und haben schließlich erkannt, dass es Keltone ernst meint und selber sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt hat. Seit dem haben wir regelmäßig (besonders Carmen) mit ihm zusammengearbeitet und jede Woche konnten neue Erfolge verzeichnet werden.
Carmen und ich können uns auch ehrlich gesagt nicht recht vorstellen, dass das Verschwinden von Keltone mit uns zu tun hat, schließlich hätte er mit der Baumschule und der Idee, Briketts herzustellen ,demnächst eigenes Geld verdienen können...
Nun wisst ihr Bescheid, auch wenn ich Euch gerne mehr Informationen dazu gegeben hätte. Sollte sich etwas Neues herausstellen, lasse ich es Euch auf alle Fälle wissen!

Donnerstag, 28. Mai 2015

12.05.15 - "Kurzes Update"

Wollte Euch nur mal erzählen, dass ich vor etwa zwei Wochen Malaria hatte. Ich glaube ich hatte noch „Glück“, weil meine Symptome nicht so krass waren, wie bei anderen betroffenen Mitfreiwilligen. All zu gut ging es mir dennoch nicht. Hatte recht hohes Fieber (an einem Abend 39,8°C), fühlte mich total matschig im Kopf, extreme Müdigkeit und Schüttelfrost. Die erste Nacht habe ich auch im Krankenhaus bei mir in der Nähe verbracht. Der Arzt meinte es wäre einfach sicherer für mich, weil für Leute die aus einem Land kommen wo keine Malaria ist, ist die Krankheit nochmal gefährlicher.
Total lieb, die Mutter von meinem Kumpel Cliffi ist die ganze Nacht bei mir geblieben und hat sich um mich gekümmert! Was auch irgendwie schön zu sehen war, wie viele Leute vorbeigekommen sind, um sich nach meinem Wohlbefinden zu erkunden. Das ist eh eine Sache die ich an der malawischen Kultur sehr mag: wenn jemand krank ist, ist es selbstverständlich diese Person zu besuchen. Man bringt was zu Essen vorbei oder betet zusammen- mir hat das gefallen.
Nach der ersten Nacht durfte ich wieder Heim. In den späten Abendstunden hat sich jedoch mein Zustand aufs Neue verschlechtert. Ich musste mehrmals brechen (anti Malaria Tabletten sind nämlich richtig eklig!) und meine Temperatur ist sehr gestiegen. Also sind Carmen, Nyapethi, Cliffis Mama, ein paar Nachbarjungs und ich gegen zwölf Uhr nachts ins Krankenhaus. Von der Krankenschwester habe ich verlangt, dass sie bitte ein Blutbild machen soll, um festzustellen welche Art von Malaria ich habe (es gibt drei Arten), sodass ich gezielt Medikamente bekommen kann. Die Gute war leider etwas inkompetent (so kam es mir zumindest vor) und nicht all zu begeistert, weil ich ihren Schönheitsschlaf gestört hatte. Irgendwann nach langem Warten kam endlich ein Arzthelfer. Gemeinsam wurde entschieden, dass es für mich mit einem Krankentransporter ins Städtchen „Karonga“ gehen soll. Das ist eine Stunde Fahrt von Chilumba entfernt.
Der Zustand des Krankenhauses ließ etwas zu wünschen übrig. Es gab getrennte Räumlichkeiten für Männer und Frauen. Eine Art Saal war nur für gebärende Frauen (das war echt verrückt, was da los war) und ein anderer „nur“ für Kranke aller Art. In einem Raum waren etwa 25 Krankenbetten und meistens hatte jeder Kranke noch eine Verwandte zum Aufpassen bei sich. Ich hatte den Luxus ein eigenes Zimmer mit zwei Betten zu bekommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich könnte es mir dennoch vorstellen, dass es mit meiner Hautfarbe zusammenhing, dass ich ein eigenes Zimmer bekommen habe... Zum Glück war ich nicht alleine. Die ganze Zeit waren Carmen und Nyapethi bei mir und haben sich fürsorglich um mich gekümmert, auch wenn ich zum Großteil nur geschlafen habe. Das Blutbild wurde übrigens noch in der gleichen Nacht, in der ich gekommen bin, gemacht. Da keine Parasiten mehr im Blut waren konnte die Art der Malaria nicht mehr festgestellt werden - dennoch ein gutes Zeichen!
Im Krankenhaus selber wurde ich eigentlich echt ganz gut behandelt. Eine ältere Krankenschwester war besonders lieb und hat dafür gesorgt, dass ich genug Nahrung zu mir nehme - fast schon regelrecht gezwungen, aber das war in Ordnung und notwendig.
Sonntagmorgen ging es endlich zurück nach Chilumba. Bis Dienstag war ich noch sehr schwach, habe hauptsächlich geschlafen und nicht all zu viel gegessen, weil ich mich weiterhin oftmals durch die Tabletten übergeben musste. Mittwoch war ich dann aber schon wieder in der Schule und Donnerstag war ich am unterrichten.
Seit dem ich wieder gesund bin, habe ich das Gefühl irgendwie neue Energie bekommen zu haben. Vorher hatte ich nämlich häufig das Problem extrem müde und k.o. und das ohne Grund zu sein. Überarbeiten tue ich mich hier in Chilumba nun wirklich nicht - daran lag es also nicht.
Als Fazit lässt sich sagen, dass ich wirklich froh und dankbar bin wieder fit zu sein! Nochmal brauche ich das Ganze nämlich echt nicht. Dennoch war es schön zu sehen, wie sehr sich die Leute um einen gesorgt und gekümmert haben und die Selbstverständlichkeit an der ganzen Sache.

Ich habe übrigens noch eine frohe Botschaft: am 24. April 2015 hat meine Nachbarin Nyafulirwa ihren Sohn namens Oscar gesund zur Welt gebracht. Carmen und ich hatten die große Ehre dem kleinen Fratz einen Namen zu geben. Die Bedeutung von Oscar heißt so viel wie „unter Gottes Schutz“. Eben gerade ist Nyafulirwa mit Oscar vorbeigekommen und hat ihn mir einfach in die Hand gedrückt. Also habe ich etwas auf ihn aufgepasst, weil er wirklich goldig ist. Leider hat er mich irgendwann angepinkelt - übel kann ich es ihm jedoch nicht nehmen.

P.S.:

Etwas ganz Anderes zum Abschluss:
Wie der ein oder andere von Euch vielleicht weiß, werde ich am 15. Juli 19 Jahre alt. Für den Fall, dass einer eventuell vor hat mir irgendetwas per Post zukommen zu lassen, macht das entweder rechtzeitig oder schickt es zu mir Heim nach Kassel. An meinem Geburtstag selber werde ich nämlich schon nicht mehr in Chilumba sein, sondern irgendwo durch Malawi gurken. Derzeit steht in Planung, dass Carmen und ich am 15. Juli Chilumba verlassen – all zu lang dauert es also nicht mehr (verrückt).


P.P.S.:

Mir gar nichts zukommen zu lassen ist jetzt übrigens auch keine Option, schließlich seid ihr nun alle im Bilde von diesem rundum wichtigen Datum! (Scheeeeeerz)

Bilder #7

Meine Nachbarin hat einen Sohn bekommen. Auf dem Bild ist er gerade mal drei Tage alt. Carmen und ich hatten die grosse Ehre ihm einen Namen zu geben. Wir haben uns fuer "Oscar" entschieden.
Mount Mulanje

On top of the Mount Mulanje - Sapitwa Peak

On top of the Mount Mulanje - Sapitwa Peak